Landlust

Ich schaue durch das Autofenster nach draußen und der warme Fahrtwind weht mir um die Nase. Die Landschaft zieht an mir vorbei und damit auch der Geruch von frisch gemähtem Gras und Bauernhof ins Auto herein. Hach, hier ist alles so grün und weit um mich herum. Die Kühe liegen auf den Weiden und lassen sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Sie kauen dabei ganz genüsslich das Gras, langsam und mit so viel Gemütlichkeit, dass ich grinsen muss. Warum können wir Menschen das eigentlich oft so schlecht? Einfach mal Faulenzen und es uns gutgehen lassen?

Zwischen all dem Grün tauchen immer wieder kleine Örtchen auf, die so aussehen, als wäre das Wort urig nur für sie erfunden worden. Hier stehen Holzhäuser mit bunten Blumenkästen an den Balkonen zwischen weißen Häusern mit hellblauen Fensterläden. Zwischendrin tauchen immer wieder Hofläden auf, die frisches Gemüse und selbstgemachten „Zwetschgendatschi“ verkaufen. Und natürlich hat jeder Ort auch seine eigene Kirche, die immer anders, aber jede wie ein Kunstwerk aussieht. Das hier sind kleine Welten für sich, über die man etwas sagen würde wie: „Hier ticken die Uhren noch langsamer“ und dabei wüsste jeder sofort, was gemeint ist. 

Auf der scheinbar unendlich weiten Wiese steht mittendrin ein Baum, ganz allein auf weiter Flur. Wie perfekt er dorthin passt, als hätte man ihn für ein Gemälde hier hingestellt. Das sind wohl genau die Momente, aus denen später Kunst wird. Im Hintergrund kann ich schon die Berge erkennen. Sie verstecken ihre Spitzen um diese frühe Uhrzeit noch im Nebel und wirken damit fast ein bisschen scheu. Dabei müssen sie das gar nicht sein, denn sie sehen sogar schon aus all der Entfernung so majestätisch und schön aus, dass ich gar nicht mehr weggucken kann. 

Mit jedem Kilometer, den wir fahren, spüre ich, wie es auch in mir immer weiter wird. Es ist fast so, als würde die Landschaft hier auf mich abfärben und alle Türen in mir öffnen. Einmal Durchzug machen quasi. Da ist plötzlich so viel Platz und ich fühle mich ganz bei mir. Beseelt irgendwie, weil all das hier so guttut. Und als hätte er mich gerade beobachtet, singt Bon Jovi im Hintergrund „My heart is like an open highway“ und ich weiß, was er damit meint: Genau das hier.